Nieder-Ingelheimer Haderbuch 1468-1485 

Bl. 247v

09.09.1482  / Montag nach Nativitas Marie

Transkription

Jtem Als antz von(n) wien(er) henes weg(en) daß buch wie jme karle Smit zuge-
ʃprochen(n) laʃʃen(n offen(n) / die anʃpr(ache) hait er alʃo v(er)bott vnd hofft wien(er)henne
wien(er) henne hab mit dem buch wole bijbracht als er ʃich dar vffgezog(en) hait vnd ʃtalt
zu reht / dargey(n) Rudig(er) redt von(n) karle weg(en) ney(n) er hab nit bijbracht
dan(n) daß buch ʃij v(er)leʃʃen vnd jn ʃyne(m) jnhalt nit v(er)merckt wurd(en) daß wien(er)
karle Smit henne(n) die vj lb mi(n)(us) j ß karlen vßgeracht hab dar vm(m)b er hofft ʃo das
buch nũʃtnit davon(n) ʃage / ʃo hab er auch nit bij bracht nach ʃyme v(er)meʃʃ(e)n
vnd ʃtalt daß zu erkentniß der Scheffen(n) zu recht S(e)n(tenti)a daß wien(er) henne nit
bijbracht jn maʃʃen(n) er ʃich v(er)meʃʃen hait / daß ort(el) hait rudig(er) v/er)bott vnd
gefragt nach dem koʃt(en) iʃt gewiʃt er ʃoll jme ʃine(n) koʃt(en) widder geben(n) taling
Rudig(er) hait furt(er) gefragt So wien(er) henne nit bij bracht / ob jne karle nit
p b erfolgt hab ʃ(e)n(tenti)a ja als hoich als ʃin anʃprach geludt hait v(er)bott

Jtem wiprecht Ryne guden eyden vnd philips jr ʃtieffe ʃone hant erkant
Erkentniß no(ta) was gudes Ryne gude nach doitte laʃʃet / deß wollen ʃie ʃich nit kruden
vnd haben(n) frijwilliglich darvff v(er)ziegen das hait gude wie r[e]cht v(er)bott

1 h Jtem pleba(n)(us) hic 1 h off alles das h(er) clauß wien(er) gelaʃʃen(n) hait jn des richis
gericht off iij ß gelts

p b erf(olgt) Jtem jdem pleba(n)(us) erfolgt den hoffma(n) zu ʃporckenheim(m) vnd hait auch p b off jme

erf(olgt) p b Jtem Rampfuß hait den ʃelb(e)n auch erfolgt vnd p b off jne

erf(olgt) p b Jtem henne ercke erfolgt haubore vnd auch p b off jme

Jtem Cleßgin krem(er) von(n) momp(ar)ʃchafft weg(en) ʃchuld(et) Smits karle wie er ʃyme
junckh(er)n wilhelm(m) Swalbach ʃchuld(ig) ʃij xij gld alß von(n) eyns kauffs
weg(en) q(uod) no(n) dat notz(e)t in tantu(m) Anttwo(r)t karle ʃpricht der kauff
Smits karle ʃij jme nit wiʃʃentlich / die der keuffer vnd v(er)keuffer ʃint beyde ʃampt
doit / bringe cleßg(in) bij als off eyn doite hant recht ʃij / waß dann reht darum(m)b
iʃt laß er geʃcheenn(n) darvff cleßgin(n) ʃpricht / es ʃij doch faʃt kuntlich / das karle
den(n) acker darvm(m)b der kauff gethan(n) ʃij jnhabe vnd darvm(m)b wie jme od(er)
ʃyne juncker ʃolich behaltu(n)ge zu thu(n) geburt woll er daß gericht laʃʃen(n) erkene(n)
mit ortell S(e)n(tenti)a dwile karle vmb die ʃchult keyne wiʃʃenheit hait So ʃoll
ʃpr(icht) zu reht daß wilhelm(m) ʃwalbach die ʃcholt behalten ʃoll als reht / iʃt / v(er)bott
darvff hait cleßg(in) gefragt jn welch(er) zijt er die vnd wie behalten ʃoll S(e)n(tenti)a

Übertragung

Antze hat für Henne Wiener das Buch öffnen lassen, wie ihn Karl Schmied angeklagt hat. Die Anklage hat er festhalten lassen und er hofft, Henne Wiener habe durch das Buch den Beweis erbracht, wie er behauptet hat und legt das dem Gericht vor. Dagegen redet Rudiger für Karl: Nein, er habe es nicht erbracht. Denn das Buch sei verlesen worden und der Inhalt vermerkt nicht, dass Henne Wiener die 6 Pfund weniger 1 Schilling Karl bezahlt habe. Daher hoffe er, da das Buch nichts davon sage, er habe auch nicht den Beweis erbracht wie behauptet. Das legt er den Schöffen zum Entscheid vor. Urteil: Henne Wiener hat den Beweis nicht erbracht, so wie er behauptet hat. Das Urteil hat Rudiger festhalten lassen und nach den Kosten gefragt. Es wurde gewiesen, er soll ihm noch heute seine Kosten wiedergeben. Rudiger hat weiter gefragt: Da Henne Wiener den Beweis nicht erbracht habe, ob Karl nicht gegen ihn gewonnen habe. Urteil: Ja, so hoch wie seine Klage lautete. Festgehalten.

Wiprecht Ryne, der Schwager von Gude und Philip, ihr Stiefsohn, haben anerkannt, was Gude Ryne nach ihrem Tod an Gut hinterlasse, deswegen wollen sie sich nicht streiten und sie haben freiwillig darauf verzichtet. Das hat Gude festhalten lassen, wie es Recht ist.

Der Pleban hier erhebt seine 1. Klage auf alles, was Herr Clas Wiener hinterlassen hat im Reichsgericht wegen 3 Schilling Geld.

Derselbe Pleban hat seinen Anspruch eingeklagt gegen den Hofmann zu Sporkenheim und hat Pfändung gefordert.

Rampfuß hat seinen Anspruch eingeklagt gegen denselben und hat auch Pfändung gefordert.

Henne Ercker hat seinen Anspruch eingeklagt gegen Haubor und hat auch Pfändung gefordert.

Clesgin Kremer als Vertreter beschuldigt Karl Schmied, dass er seinem Junker Wilhelm Swalbach 12 Gulden schuldig sei wegen eines Kaufs. Dass er ihm die nicht gibt, das schade ihm ebenso viel. Antwort. Karl sagt: Von dem Kauf wisse er nichts. Der Käufer und der Verkäufer sind beide tot. Bringe Clesgin es bei, wie es Recht der Toten Hand ist, was dann Recht sei, das lasse er geschehen. Darauf sagt Clesgin: Es sei doch hinlänglich bekannt, dass Karl den verkauften Acker inne habe und dass es ihm darum gebührt, ihm oder seinem Junker die Bestätigung zu leisten, das wolle er vom Gericht mit Urteil erkennen lassen. Urteil: Weil Karl von der Schuld nichts weiß, sprechen wir als Recht, dass Wilhelm Schwalbach die Schuld beweisen soll, wie es Recht ist. Festgehalten. Darauf hat Clesgin gefragt, wann und wie er das beweisen soll. Urteil {...}.

Registereinträge

Acker (Feld)   –   Antze (Name)   –   Ercker, Henne   –   Gude (Name)   –   Haubor, N. N.   –   Hofmann (Tätigkeit)   –   Kremer, Clese (Clesgin)   –   Oeffnungshandlungen (bei Gericht)   –   Philip (Name)   –   Pleban (plebanus)   –   Rampfuß, N. N.   –   Ruediger (Rudiger) (Name)   –   Ryne (Rhein), Gude   –   Ryne (Rhein), Wiprecht   –   Schmied, Karl (der)   –   Schwager   –   Schwalbach, Wilhelm von   –   sententia   –   Sporkenheim (Kloster/Hof)   –   Stiefsohn   –   Tote Hand (Recht der)   –   Urteil   –   vorlesen (verlesen)   –   Wiener, Clas (Claus)   –   Wiener, Henne   –