Nieder-Ingelheimer Haderbuch 1521-1530 

Bl. 045v

29.07.1523  / Mittwoch nach Jakobus

Transkription

Fritags nach vitj vnd modeʃti

1 clag Jtem joiʃt Scherer haijt eijn erʃt clage gethan vff alles das Barth
becker haijtt ane ʃchŭlt vnd anders jnne rijchs gerícht vor xx gld vnd
coʃt(en) vnd ʃchadenn

Fritags nach Viʃitacionis marie

2 clag Jtem joiʃt ʃcherer haijt ʃin zweijth clag gethane vff barth beckern
vt prima

Fritags nach diviʃionis apoʃtolorŭm

3 clag Jtem Eijn drijth clage joiʃt ʃcherer vff barth beckern vt prima

Fritags nach jacobj apoʃtoli

4 clag Jtem 4 clag joiʃt ʃcherer vff barth beckern vt prima

Mitwochen nach jacobi apoʃtoli Anno xxiijo

findt henne zū al- Jtem fínth henne zu algeßheim haijtt heude vnʃern Schulteißenn
geßheijm ʃchūldigt vmb eijn büttell gebetenn vff recht vnd als er jm vergúnʃt jʃt wor-
kund widder den haijt er ane recht gekommert Conradt(en) von Creutzennach eijn ledigen
hanʃen von herborn knecht vnd als er jnen gekommert haijtt fúrdert er jme zu vergŭn-
den Conradt oͤcken zu algeßheijm jm jnne recht ʃin worth zŭ thŭne ge-
gen vnd widder g(e)n(ann)t(en) Conradt(en) von Creutzenach / Schuldigt ʃprach
jme zu wije daß g(e)n(ann)ter Conradt dar bij geweʃt vnd hab haŭwe gela-
den vnʃerm gnediʃth herrenn von mentz jm dich jn den neund morgenn
do hab ʃín fínth hens fraŭwe haw gerichelt wije ordenu(n)g zu algeßheijm
vnd ander frauen mehe do ʃij deß clegers frauwe vßgezaumt wor-
den vnd von hanʃen von herborn der zijth tzehender geʃcholten worden vn-
erlichen nemlich zum erʃten / Sie hab mijm Gnedigʃten herren etc daß
haw geʃtolenn czum andern ʃie geʃcholten eijn hůer vnd zum drittenn
geʃagt gang vß der wieʃen jch wijll dich ʃŭnʃt drettenn wije er daʃʃelbig
hijer zu bracht vnd begert des ʃin wißenn weß er deß gehort vnd jme
dar vmb wißenn ʃij / Dar vff der kunde ʃich gehorʃams erbottenn

peter Stahell Jtem peter ʃtahel g(e)n(ann)t ʃcheffer von combergk dregt jnne recht
Rinheintzen hen vor vnd ʃagt dwijll das Rínheintzen ʃone henne ʃín widderteijll jm
Ad ʃocios f(a)ct(u)m rechtenn beʃloßenn vnd jnne jren ʃpennigen ʃachen zu recht geʃatzt ʃo ʃtell
er peter auch zu recht wije vor / Ambo zu recht geʃatzt ad Socios

fraū agnes Stockin Jtem die ʃachen zwißen fraŭ agnes ʃtockin eijnß vnd haijn elʃen an-
haijn Elʃe dernteijls ʃwebende / jʃt heude gelengt zwíßem nehʃten gericht doch jglich-
er parthij vnʃchedich jres rechtenn wije heude / So nit vertrag erfŭndenn
mocht werdenn

helfferich wirth Jtem helfferich der wijrth zur kannen zu obern jngelnheijm Brengt
hanß von Staden eijn clage jnne recht vor vnd Spricht zu hanʃen von Staden zu wijn-

Übertragung

Freitag 19. Juni 1523

Jost Scherer hat seine erste Klage erhoben auf alles, was Barth Becker schuldenfrei und anderes im Reichsgericht besitzt, auf 20 Gulden zuzüglich Kosten und Schaden.

Freitag 3. Juli 1523

Jost Scherer hat gemäß der ersten seine zweite Klage gegen Barth Becker erhoben.

Freitag 17. Juli 1523

Jost Scherer hat gemäß der ersten seine dritte Klage gegen Barth Becker erhoben.

Freitag 31. Juli 1523

Jost Scherer erhebt gemäß der ersten seine vierte Klage gegen Bart Becker.

Mittwoch 29. Juli 1523

Henne Find zu Algesheim hat heute bei unserem Schultheißen einen Büttel vor Gericht beantragt. Als dieser ihm vergönnt worden ist, hat er Konrad von Kreuznach, einen ledigen Knecht, vor Gericht bekümmert. Als er das getan hat, fordert er, ihm zu vergönnen, Konrad Öcken zu Algesheim im Gericht gegen und wider Konrad von Kreuznach aussagen zu lassen, wie er dies schuldig ist. Er fordert das von ihm, als Konrad dabei war, Heu für den Erzbischof von Mainz im Deichen im Neunten Morgen zu laden.
Da habe die Ehefrau des Henne Find Heu gerecht, wie das zu Algesheim üblich ist, zusammen mit anderen Frauen. Da sei die Frau des Klägers schlechtgemacht worden, und von Hans von Herborn, derzeit Zentner, als unehrlich gescholten worden. Zum einen habe sie dem Erzbischof das Heu gestohlen. Zum anderen sei sie als Hure gescholten worden. Drittens habe er gesagt: »Gehe von der Wiese, ich will dich sonst treten.« Das hat er hier vorgebracht und begehrt seinen Wissensstand, was er davon gehört habe und davon wisse. Darauf hat sich der Zeuge als gehorsam anerboten.

Peter Stahl genannt Schefer von Combergk trägt im Gericht vor, und sagt, weil Henne, der Sohn des Heintz Ryne, seine Gegenpartei im Gericht in ihren umstrittenen Angelegenheiten abgeschlossen und das vor Gericht gebracht hat, so tue er dasselbe. Beide bringen das vor die Schöffen.

Das zwischen Frau Agnes Stockin und Else Han schwebende Verfahren ist heute zum nächsten Gerichtstag aufgeschoben worden, doch unbeschadet der heute bestehenden Rechte beider Parteien, wenn sie keine Einigung erzielen können.

Helffrich, der Wirt »Zur Kannen« in Ober-Ingelheim bringt eine Klage im Gericht vor und fordert von Hans von Stade zu Wein-

Registereinträge

Algesheim (Ort)   –   Becker, Barth   –   Buettel (Büttel) (Ingelheim)   –   Deichen (Örtlichkeit)   –   Find, Henne   –   Frau (Frau)   –   Freitag   –   gehorsam (Gehorsamkeit)   –   Han, Else   –   Helffrich der Wirt   –   Herborn, Hans von   –   Heu   –   Hure   –   Jakobstag (Jacobi)   –   Kannen (Wirtshaus)   –   Knecht (Knechte)   –   Kreuznach, Konrad von   –   Kummer (Bekümmerung)   –   Mainz (Erzbischof)   –   Mittwoch   –   Neunter Morgen (Örtlichkeit)   –   Ober-Ingelheim (Dorf)   –   rechen (Tätigkeit)   –   Reichsgericht (Ingelheim)   –   Ryne (Rhein), Heintz (am)   –   Ryne (Rhein), Henne   –   Schefer, Peter (der)   –   Scherer, Jost (Joist, Johannes)   –   Sohn (Söhne)   –   Stade, Hans (von)   –   Stahl, Peter   –   stehlen (Diebstahl)   –   Stockin, Agnes   –   unehrlich   –   Visitatio Marie   –   Viti et Modesti   –   Weinheim (Frei-Weinheim)   –   Wiese (Grünland)   –   Zentner (Vorsteher)   –   Öcken, Konrad   –