Nach eroffenu(n)g erʃtgewijßter vrteijll haijt Becker hengen
ʃolich vrteijll verbott vnd joiʃt Scherer haijt jß anegenomenn
vnd wijll ʃich deß vrteils fŭrter haltenn vnd begert deß Copiam
vnd bedanck / Solichs haijt jme Beckerhengen nachgelaijßenn
wije Recht jʃt
Joijʃt Scherer zügegen vnd widder
Paüels henne Montags nach Míʃericordia
domínj Anno xvc viceʃímoprimo
Joiʃt ʃcherer Jtem Joiʃt Scherer Spricht zü paŭels henne vnd Sagt wie er joiʃt
paŭelshen hab vor etlichen vergangen jarnn drij oder vieern vngeüerlích jme pauelʃ-
hennen ʃin eeliche hüʃchfrauwe geheijlt welch fraŭwe grede genant vnd eijn
mercklichen groißen ʃchaten gehatt vber welchen ʃchaten dan drij ʃcherer xv
oder XVI wochen gangen vnd nit haben mogen heijlen der halber paŭelshen
dürch ʃin guten freünde jnen g(e)n(ann)ten joiʃten freuntlichen gebeten ʃolichen ʃchat(en)
zú heijlen den er joiʃt erlich vnd redich geheijlt hab vnd nach ʃolicher heijlünge
dúrch fromme Erbar leüte eijn lone gemacht vnd nach dem ʃelbig(en) hab paüels
henne geredt jme joiʃten ane ʃín Eere zú rücke ane ʃin Eere geredt vnd geʃagt
joiʃt hab jme hennen ʃin fraŭwe ermordet vnd jtzo nehʃt Sanct Stephans
tag eijn jare hab paüels henne offentlichen geredt jn claiß pforteners hüʃch
joiʃt hab jme paüelʃhenne ʃin huʃchfraŭ ermordet dŭrch ʃolích ʃmehe vnd jn-
[iu]rien jme joiʃten großer ʃchade entʃteth vnd erwechʃt den er joíʃt ʃelbʃt nit vß-
rechen kan vnd wo er der vermge lieber wolt verlíeʃen IIIIc gülden dan ʃolicher
man zú ʃin wo paüelʃhen ʃolichs nit bewijʃen kũndt ʃolt er billich an ʃolich ʃtatt
geʃtelt werden vnd begert antworth vnd als joiʃt ʃcherer diß clage ge-
thane haitt paüelʃhenne jnterlocŭtorie vnderredich geredt er hab ʃije geheilt
daß ʃie ʃij geʃtorben ʃolichs haijt Joiʃt verbott vnd wijll jß angenomen haben
vnd nach volnʃtreckŭng dißer clage haít pauels henne ʃin tag dar vff
begert zú antworten zwißen nehʃten gericht jʃt jme vergúnnet
Montag nach dem Sontag Cantate / haijtt ʃich joiʃt ʃcherer laijßen
anegericht vernoitbotten durch ʃinen ʃone joiʃtenhenne kranckheit halber
Montags nach Bonifacij haijt paüels henne geantwort joiʃt ʃche
rern jnne vßtzogʃwiʃe Sagt daß er vff die jngebracht clage den krieg zü
beüeʃtigen nít ʃchüldig vß vrʃach daß ʃich clerlich jm handel erfíndt zwißenn
parthien eijn rechtfertigüng dar jn der krieg nŭ lang beŭeʃtiget geweʃt het
der cleger jnen woll glich vor beüeʃtígüng deß kriegs angenomen dar vmb
die clage nit zú gelaijßen ʃoll werden ʃtelt jß zú recht / Dar gegen redt
joiʃt er woijll verhoffen die jnnetzoge jtzo beʃcheen ʃollen den verclagten nít
verantworten vnd entʃchúldigen vß vrʃache der clagen daß ʃich grũntlich erfindt
jnne der clage daß diß clage jnen joiʃten jn ʃín eijgen perʃon ʃelbʃt beroren
vnd er vnd eijn jglicher frommer man ʃin eere ʃchüldig zu verantwortenn
Nach Eröffnung des erstgewiesenen Urteils hat Henne Becker dieses Urteil festhalten lassen. Jost Scherer hat es angenommen und will sich an das Urteil weiter halten, begehrt davon eine Abschrift und Bedenkzeit. Solches hat ihm Henne Becker zugestanden, wie es Recht ist.
Jost Scherer gegen Henne Pauel.
Montag 15. April 1521
Jost Scherer stellt eine Forderung an Henne Pauel und sagt, er habe vor ungefähr drei oder vier Jahren die Ehefrau des Henne Pauel geheilt. Die Frau, Grede genannt, habe bedeutende große Beschwerden gehabt. Mit diesem Gebrechen haben sich dann drei Scherer 15 oder 16 Wochen lang beschäftigt, aber keine Heilung herbeiführen können. Deshalb habe Henne Pauel Jost durch gute Freunde Jost freundlich gebeten, die Beschwerden zu heilen. Er habe dann diese Krankheit ehrlich und redlich geheilt. Nach der Heilung habe er durch fromme ehrbare Leute einen Lohn ausgemacht, und danach habe Henne Pauel geredet und ihm ehrabschneidend vorgeworfen, er habe seine Frau ermordet. Am St. Stephanstag des letzten Jahres [26. Dezember 1520] habe Hen Pauel öffentlich im Haus der Claiß Pforteners gesagt, Jost habe seine Ehefrau ermordet. Durch diese Schmähung und solches Unrecht entstehe und erwachse ihm großer Schaden, den er selbst nicht ausrechnen kann. Und wenn er es könnte, würde er lieber 400 Gulden verlieren, als ein solcher Mann zu sein. Da Henne Pauel das nicht beweisen könnte, sollte er stattdessen angemessen so gestellt werden und begehrt Antwort. Als Jost Scherer diese Klage vorgebracht hat, hat Henne Pauel ihm ins Wort fallend gesagt, er habe sie so geheilt, dass sie gestorben sei. Das hat Jost festhalten lassen und will es angenommen haben. Und nach Vollstreckung dieser Klage hat Hen Pauel seinen Tag darauf begehrt, bis zum nächsten Gerichtstag zu antworten. Das ist ihm vergönnt worden.
Montag 29. April 1521 hat sich Jost Scherer durch seinen Sohn Henne wegen Krankheit am Gericht vernotboten lassen.
Montag 10. Juni 1521 hat Henne Pauel geantwortet. Jost Scherer sagt in der Art eines Auszugs, dass er nicht schuldig sei, auf die eingebrachte Klage den Streit zu bestätigen, weil sich in der Streitsache deutlich herausgestellt, dass bei einer gerichtlichen Verhandlung zwischen Parteien, in der der Streit längst bestätigt gewesen ist, der Kläger ihn wohl gleich vor der Bestätigung des Streites angenommen hat. Deshalb sollte die Klage nicht zugelassen werden, bringt das vor Gericht. Dagegen sagt Jost, er wolle hoffen, der jetzt geschehene Einwand soll den Beklagten nicht rechtfertigen und entschuldigen, auf Grund der Klage, dass sich dort gründlich herausstellt, dass sie Jost persönlich berührt, und er und ein jeder fromme Mann schuldig ist, sein Ehre zu verantworten
Nieder-Ingelheimer Haderbuch 1521-1530, Bl. 013, in: Ingelheimer Haderbücher Online, URL: https://www.haderbuecher.de/baende/1521-1530-nieder-ingelheim/blatt/band-5-gw-1490-1502-bl-013/ (Abgerufen am 21.09.2024)