Der ander züge Peter feʃing alt vmb funfftzig jare Sagt be-
fragt aúch Citert vnd geeijdt vt jüris Er ʃij mit eijden vnd gelobden
dem raijd geʃwornen vnd mit eijdt geʃelle Sunʃt eijn wíngarter vnd
ʃagt daß joiʃten deß anclegers fraŭwen vatter vnd ʃin deß getzügen
vatter ʃijnth gebrüder geweʃt daß er nit ʃünder got vnd daß recht
anʃehen woll vnd hat vff alle gemeijn fragʃtücke beqwemlichenn
vnd woll geantwortt vnd befragt fürter vff den Erʃten artickel
Sagt der künde den ʃelbigen ʃijnes jnhalts ware ʃin / Vff den an-
dern oder zweijten artickel befragt ʃagt der kŭnde do barth bec-
ker fŭrch vnd maijll ʃtaijdt deß hoijffs hab gewijʃt / do hab er geʃtand(en)
mit ʃínen füßen an dem ecke oben an dem thore vnd hab der ʃelbig bart
geʃagt alhije geth jnß ane vnd haba mit ʃijnen henden gewijßt hínten hijn
vß Slŭnes zü der flíchten zü vnd alʃo haben ʃie mit eijnander die fore
hijn vß gangen biß hinten an daß ende der hoijffreijde vnd dar bij ʃij
becker hengen nit geweʃt vnd als beckerhengen jnne mittelm handel
heijm komen ʃij / Sij er dar zu berŭffen worden vnd alʃo hab barth eg(e)n(ann)t
widderŭmb mit ʃijnen fŭßen geʃtanden oben vff daß Ecke am thore
vnd fürter abermaijls gangen wije vor biß vff den broche jm hoijff
vnd dar nach ʃlecht hijnhínter zŭr flichten zü vnd bij der letzten wijʃu(n)g
ʃij hengen Becker geweʃt mít gangen vnd gehort alle ʃagen vnd ge-
ʃchicht vnd der antzeijhüng kein verneijnt oder verjahet daß er der kŭnd
gehort / Sünder er hengen becker hab jn dem hoijff hínten am gibbel eijn
ʃchüg wijther an der breijd angezeijgt jn ʃin beckerhens eijgen hoijffreijde
vnd ʃelbʃt geʃagt hije geth jnß here vnd Sagt der kŭnd er hab ʃín wiß-
ens vnd die warheijt geʃagt Et dimiʃʃo teʃt(e) jmpoʃit(um) E(ʃt) ej ʃilenciu(m) vt jŭr(is)
Dar nach off mítwochen nach katheríne / jʃt dürch joiʃten gebeten
worden die kündʃage ʃo er widder hengen beckern gefört jnen zü eroffen
vnd nach der eroffenü(n)g haijt joiʃt jre ʃag verbott mít verhoffenu(n)g er
hab ʃin clag zemlicher maijß bewijßt vnd ʃagt ferners So ʃich clerlich jn
dißer zügen ʃagen erfindt daß hengen becker ʃelbʃt fŭrch vnd maijll die zith
gewißt dar jn dan daß thore darümb dißer ʃtrijdtbar kriejg jʃt jme joiʃ-
ten zu gehorig vnd becker heng(en) vber ʃolichs ʃin joiʃten thore verʃperret vnd
verzünet mít eijgenem mütwillen vnd jn joiʃten do mít vnderʃteth zŭ fern
nerm ʃchaten zu brengen / Solichs ʃoll beckerheng(en) vnbillich gethan haben vnd
ʃolt vnther anderm allem jn eijn abtrag vnʃerm gnedigʃten herren dem
pfaltzgraüen verfallen ʃín beʃunder vmb die clage die er ʃelbʃt vnßerm
amptman geclagt vnd ʃolt heng(en) becker fürter ʃolich thore rŭmen vnd
joiʃten laißen zú gebrŭchen wije jß alda zwìßen ʃin gefŭrchen lijgt mit
erʃtatüng alles coʃten vnd ʃchaten vnd ʃetzt alʃo zú recht Hijervff begert becker heng(en) dißer
handelü(n)g Copij vnd ʃin tag ad proxi(mu)m Sn jm nachgelaijßen
Der andere Zeuge, Peter Feßing, ist um die 50 Jahre, sagt, er sei befragt, vorgeladen und vereidigt worden, wie es Recht ist, er habe mit Eid und Gelübde dem Rat geschworen und sei ein Miteidgeselle, sonst ein Weingärtner, und sagt, dass Jost, der Vater der Frau des Anklägers und sein eigener Vater Brüder gewesen sind, was er aber bei Gott und dem Recht nicht ansehen wolle, und hat auf alle allgemeinen Fragen angemessen und wohl geantwortet. Und weiter auf den ersten Punkt befragt, sagt der Zeuge, dass er inhaltlich wahr sei. Zum zweiten befragt, sagt er, Barth Becker habe Grenzlinie und Grenzmal des Hofes gewiesen, er habe mit seinen Füßen an der Ecke oben am Tor gestanden, und hab gesagt: »Hier fängt es an.« Er habe mit seinen Händen gewiesen hinten geradeaus auf die Flichten. Dann sind sie miteinander den Weg hinausgegangen bis hinten an das Ende der Hofreite, und Henne Becker sei nicht dabei gewesen. Als Henne Becker mitten während des Handels heimgekommen sei, sei er dazu gerufen worden, und Barth habe wiederrum mit seinen Füßen oben an der Ecke am Tor gestanden und sei abermals gegangen wie zuvor bis auf den Bruch im Hof und danach geradeaus hinunter zur Flichten. Bei dieser letzten Weisung sei Henne Becker dabei gewesen, sei mitgegangen und habe alle Worte und Geschehnisse gehört, keine der Anzeigungen verneint oder bejaht, soweit er als Zeuge dies gehört habe. Hengen habe vielmehr im Hof hinten am Giebel ein Schuh weiter in der Breite angezeigt, in seine eigene Hofreite, und selbst gesagt: »Hier geht es her.« Der Zeuge sagt, er habe sein Wissen und die Wahrheit offengelegt. Entlassung des Zeugen und Auferlegung des Stillschweigens, wie es Recht ist.
Danach am Mittwoch 27. November 1521 ist durch Jost beantragt worden, die Zeugenaussage, die er gegen Henne Becker geführt hat, ihnen zu eröffnen, und nach der Eröffnung hat Jost ihre Aussage festhalten lassen, in der Hoffnung, er habe seine Klage in geziemendem Maße bewiesen. Er sagt ferner, dass deutlich aus diesen Zeugenaussagen hervorgeht, dass Henne Becker seinerzeit selbst Grenzlinie und Grenzmal gewiesen hat, darin dann das Tor, um das dieser strittige Rechtsstreit geht, ihm, Jost, zugehört. Henne Becker habe sein Tor mutwillig versperrt und eingezäunt, um ihm weiteren Schaden zuzufügen. Solches soll Henne Becker auf unrechte Weise getan haben und soll unter anderem zu einer Entschädigung unserem gnädigen Herrn dem Pfalzgrafen verfallen sein, besonders wegen der Klage, die er selbst bei unserem Amtmann vorgebracht hat. Henne Becker soll das Tor wieder räumen und Jost zugänglich machen, wie es dort zwischen seinen Grenzlinien liegt sowie die Kosten und Schaden vergüten. Er bringt das vor Gericht. Hierauf begehrt Henne Becker Abschrift dieser Handlung und seinen Verhandlungstermin beim nächsten Gerichtstag. Wurden ihm zugestanden.
Nieder-Ingelheimer Haderbuch 1521-1530, Bl. 011v, in: Ingelheimer Haderbücher Online, URL: https://www.haderbuecher.de/baende/1521-1530-nieder-ingelheim/blatt/band-5-gw-1490-1502-bl-011v/ (Abgerufen am 28.09.2024)