Nieder-Ingelheimer Haderbuch 1521-1530 

Bl. 003v

04.03.1521  / Montag Occuli

Transkription

Setzt zü recht mit ablegŭng Coʃten vnd Schaͤtenn dar gegen
redt joijʃt ʃcherer one angeʃehen alles fŭrtragens deß gegenteijls wijll er
joijʃt verhoffenn So jre die richter werdent aneʃehen deß clegers clage
werdent jre clerlich vnd grŭntlichen fínden daß die clage oder die künde
deß clegers jnen joiʃten an ʃíner perʃon ane keijnem orth berŭren jʃt
vnd der halber wijll er jnne hoffenu(n)g ʃín daß jme joiʃten nach er-
offenu(n)g der kŭndʃage ʃoll ʃchŭp vnd tag vergúndt werden nach dem
er nit heŭptman ʃij fŭrter dann zü verhandeln Dar vff cleß wirth
redden lijeß jß ʃij níchts dan eijn offenthaltens vnd vnbillich vmbtrij-
bens ʃolich vmbtribŭng abtzüleijnen Sagt cleʃe wirth daß ʃich clerlich
jn actis erfínde vnther anderm alʃo lŭtende Dar geg(en) joijʃt ʃcherer
ʃích geʃtalt als eijn procürator ʃínes ʃones henne vnd begert der an-
clage abʃchrijfft vnd Copij vnd bekent aũch den ʃone alle termenj
an recht zü brengenn dürch dißen artickel ʃich erfindt daß vngegrŭ(n)t
fŭrtragens joiʃten nit ʃtadt vnd diß fŭrtragens dem ʃelbig(en) gantz wid-
derwirtig deß vff die acta getzogen Bitt zü erkennen als vor gebet(en) jʃt
Dar gegen thet joiʃt ʃcherer anfenglich verbottenn daß ʃich clerlich jnne
der ʃachen erfíndt daß joìʃt der ʃachen nit wijther verwendt oder pflich-
tig dan ʃin ʃone hier ane recht zú ʃtellen dar vß dan grŭntlich flŭßt So
joiʃten ʃone als eijn ʃacher als beclagter vnd etlicher mehe ʃo doch joiʃten hen
der ʃachen heŭptman ʃin ʃall als daß widderteijll ʃagen wijll vnd er joijʃt
ʃín procürator nit wijther gehandelt dan wije eijnem procŭrator gezemt
der halb(e)n billich der cleger dem heŭptman ʃchuldig jʃt zú verkŭnden wie
ʃich jm rechten gepŭrt angeʃehen daß der Scheffen mit vrteijll vnd recht
erkent vnd ÿeden cleger beʃcheijdt dŭrch eijn rechtʃprŭche dem heuptman
zü verkŭnden vnd ʃolichs dißem heŭptman der zú wege Stege felde
dorff kijrchen vnd anders geth vnd ʃteth gar nicht verkündt worden
jʃt ʃünder jme joiʃten jn ʃin hŭʃch als eijnem procürator wije jtzo jn
der kŭndʃage verhort welch kŭndʃag jtzünt vnmoglich zü widder-
fechten dar vmb ʃoll jm joiʃten Schŭp vnd tag erkent werden Dar
gegen cleʃe wirth ʃagt wije ʃich joiʃt dar geʃtalt vnd jtzünt jŭngʃt
auch dar geʃtalt als procürator Sij vnnoijt wijther dan joiʃten zu ver-
kŭnden verhofft joijʃt ʃoll bij dißem tag zü recht beʃließen ʃchuldig
ʃín Stelt zü Recht Joijʃt laijßt jß berŭwen wie vor vnd bitt
Schŭp vnd tag aüch abʃchrijfft der büttel ʃage vnd fŭrt(er) zu geʃcheenn
waß recht
S(e)n(tent)ia • Off jtzünt der bŭttel ʃage erkent der Scheffen joiʃten
ʃchüp vnd tag bijß noch heŭde zŭn viertzehen tagen aũch der
bŭttel ʃag abʃchrijfft fürter zü beʃcheen waß Recht

Übertragung

Er bringt das vor Gericht, mit Vergütung von Kosten und Schaden. Dagegen sagt Jost Scherer, unangesehen jeglichen Vortrags der Gegenpartei will er hoffen, wenn die Richter die Klage des Klägers betrachten, werden sie deutlich und begründet finden, dass die Klage oder die Zeugenaussagen des Klägers, ihn, Jost, persönlich an keiner Stelle betreffen. Er ist deshalb in der Hoffnung, dass ihm nach Eröffnung der Zeugenaussage, Aufschub und Verhandlungstermin vergönnt werden sollen, nachdem er kein Hauptmann sei, und dann weiter verhandel wird. Darauf lässt Clese Wirt sagen, es sei nichts als ein aufhaltendes und ungerechtes Umtreiben und demnach abzulehnen. Clese Wirt sagt, dass sich deutlich im Verfahren u.a. folgendes findet. Dagegen stellt sich Jost Scherer als ein Prokurator seines Sohnes Henne dar und begehrt Abschrift und Kopie der Anklage und bekennt auch für den Sohn, alles vor das Gericht zu bringen. Durch diesen Artikel stelle sich heraus, dass Jost der unbegründete Vortrag nicht zusteht, und diese Antwort demselben, auf das Verfahren bezogen, ganz abträglich ist. Er beantragt, zu urteilen, wie zuvor beantragt wurde.
Dagegen teilt Jost Scherer anfangs mit, dass sich deutlich in der Angelegenheit herausstellt, dass Jost die Sache nichts weiter angeht und er nur dazu verpflichtig ist, seinen Sohn hier an das Gericht zu bringen. Daraus ergibt sich dann gründlich, dass Josts Sohn als Beklagter handelnde Person und einiges mehr ist, und er, Jost, in der Angelegenheit ein Hauptmann sein soll, wie das die Gegenpartei sagen will. Er, Jost, hat als Prokurator nicht weiter gehandelt, als es einem Prokurator geziemt. Deshalb ist der Kläger, wie es sich geziemt, schuldig, dem Hauptmann zu verkündigen, wie es sich im Gericht gebührt, angesehen dessen, dass das Schöffengericht rechtlich urteilt und jeden Kläger anweist, durch einen Rechtsspruch dies dem Hauptmann zu verkünden. Dies ist diesem Hauptmann, der zu Weg, Steg, Feld, Dorf, Kirche und anders geht und steht, überhaupt nicht verkündet worden, sondern ihm, Jost, in seinem Haus, als einem Prokurator, wie jetzt in der Zeugenaussage gehört wurde. Diese Zeugenaussage sei jetzt unmöglich anzufechten, darum soll ihm, Jost, Aufschub und Verhandlungstermin zuerkannt werden. Dagegen sagt Clese Wirt, wie sich Jost dargestellt und sich jetzt auch als Prokurator dargestellt hat, sei es unnötig, weiter dem Jost zu verkünden. Er hofft, Jost soll an diesem Tag schuldig sein, rechtlich abzuschließen. Das legt er dem Gericht vor. Jost lässt es wie zuvor darauf beruhen und beantragt Aufschub und Verhandlungstermin, auch Abschrift der Aussage der Büttel und weiter geschehen zu lassen, was Recht ist.
Urteil: Auf die jetzige Aussage der Büttel gewährt das Schöffengericht dem Jost Aufschub und Verhandlungstermin in 14 Tagen, sowie Abschrift der Aussage der Büttel. Weiter soll geschehen, was Recht ist.

Registereinträge

Abschrift   –   Buettel (Büttel) (Ingelheim)   –   copia (Kopie)   –   Feld (Acker)   –   Hauptmann   –   Haus (Gebäude)   –   Oeffnungshandlungen (bei Gericht)   –   Prokuratoren   –   Scherer, Henne (Hengin, Henchin)   –   Scherer, Jost (Joist, Johannes)   –   sententia   –   Sohn (Söhne)   –   Weg und Steg (Paarformel)   –   Wirt, Clese   –