Nieder-Ingelheimer Haderbuch 1521-1530 

Bl. 003

04.03.1521  / Montag Occuli

Transkription

begert die buͤttell zu verhorenn vnd ʃo ʃagt joijʃt ʃcherer er beger den
bŭttel aŭch zu fragen wem vnd welch zijth er daß gethan hab
Dar vff thomas Endres als eijn bŭttel befragt Sagt er Endres ʃij
deß morgens frŭhe vmb frŭhe meßzeijth vff den tag als man die kŭnde
ʃoltt verhorenn jnne joiʃten hŭʃch komen vnd jme joiʃten ʃollenn ver-
kŭnden do hab joiʃten fraŭwe vff die verkŭndúng ʃo der büttel von
cleʃe wijrts wegen thet geʃagt der man ʃij jn den walt jnne denn
ʃahene Dar nach henne peter bartholmeß ʃone der ander büttel
ʃijns wijßens befragt vmb diß ʃachen Sagt er als joijʃt nít erʃchíenen
ʃij bij der kŭnde verhorŭ(n)g do haben ʃín herren Schŭlt(en) vnd ʃcheffen jnen
geʃchickt jn joiʃten hŭʃch die ʃachen ʃínes abweʃen zu erkŭnden vnd zü
erfaren do hab er der büttell joiʃten fraŭen gefragt ob joijʃt jre man
aŭch von der verhoru(n)g der kŭnde wijßens hab do hait die fraŭ geʃagt
ja er wijß jß woll dar vff er der büttel ferner geʃagt waß joiʃt dan
dar zü geʃagt hab Sagt ʃije die frauwe joijʃt hab geʃagt waß er
dar bij thu ʃoll jme ʃij doch vorbehalt(en) ʃín jnredde vnd tag ʃo die
kŭnde verhort werde ʃolich der fraŭen antworth hab er der bŭttel den
ʃcheffen zũ antworth geben vnd dar vff haben die ʃcheffen die kŭnd
noch nit wollen verhoren vnd haben der halben jnen den büttel mít ʃa(m)pt
Bartholmes petern ʃijnem vatter wídderümb zü der fraŭen geʃchickt
zü erfragen do hab die frauwe wídderümb antwort geben wije vor-
maijls vnd jtzo gehort vnd vff exoffenü(n)g der bŭttel ʃag lijeß
cleʃe wirth redden daß ʃich clerlich dar jnne erfínd daß der proceß
deß recht(en) der verkündüng geʃcheen ʃij Solich jre ʃage er auch jnne recht
anneme vnd verbott bítt den coʃten deß halber zü erkennen Dar ge-
gegen begert joijʃt der kŭnd abʃchrijfft vnd rechtʃetze dar vff heude ge-
ʃcheen Dar vff Sagt cleʃe wírth er wol die tagʃatzu(n)g nit nachlaijß-
en ʃij jnß zü thun auch nit ʃchüldig vrʃach wo angeʃehen wirt der pro-
ceß erfindt ʃich clerlich dar jnne daß die kŭnde eroffent worden ʃín vff
mítwochen nach Conŭerʃio(n)is ʃancti paüli dijß jars vnd anwalt
paŭels hen dar vff beʃloßen vff ʃolich verhandelüng der gegenteijll
begert hab Copij deß gantzen proceß vnd tagʃatzŭng Sij dŭrch jnen
cleʃen nachgelaijßen vnd jʃt jme joijʃten tag geʃetzt vff mo(n)tag nach
jnŭocaüit vnd vff den ʃelbig(en) tag der gegenteijl nicht formlichs noch
glaŭblichs vorgetragen wie dan jtzo jn der büttel ʃag clerlich gehort
vnd eroffent vnd ʃich alles deß geflißen cleʃe wijrthen vnd ʃin parthij
mit vngegrŭndt(en) vrʃachen jn die lenge vff tzühalt(en) vnd ʃo ʃich nŭ
clerlich jnne der kŭndʃage cleʃe wijrten erfíndt die clag offenbarlich
ware ʃín jnhalt der zŭgen ʃage ʃo bítt cleß wijrt mit recht zu er-
kennen vß vor vnd jtzg(e)n(an)t(en) vrʃachen daß der beclagt ʃchüldig ʃij jn den
ʃachen zu beʃließen diß tags oder bij forigem beʃluß berůen zü laijßenn

Übertragung

begehrt die Büttel anzuhören, und so sagt Jost Scherer, er begehre ebenfalls, die Büttel zu fragen, wem und zu welcher Zeit er das getan habe.
Darauf sagt Endres Thomas, als ein Büttel befragt, er sei morgens in der Frühe in der Zeit der Frühmesse, an dem Tag, als man die Zeugen verhören sollte, in das Haus des Josten gekommen, um diesem das zu verkünden. Da habe die Ehefrau des Jost, auf die Verkündigung, die der Büttel für Clese Wirt getan hat, gesagt, ihr Mann sei in den Wald in den Sahene gegangen. Danach sagte Henne, der Sohn des Peter Bartholomäus, der andere Büttel, auf die Frage, was er von dieser Angelegenheit wisse, dass Josten zu der Zeugenverhörung nicht erschienen sei. Da hätten seine Herren, Schultheiß und Schöffen, ihn, Henne, in Josts Haus geschickt, den Grund für seine Abwesenheit zu erkunden und zu erfahren. Da habe er, der Büttel, Josts Frau gefragt, ob Jost, ihre Mann, von der Zeugenverhörung gewusst habe. Da hat die Frau gesagt: »Ja, er weiß es wohl«. Darauf habe er, der Büttel, ferner gesagt, was Jost denn dazu gesagt habe. Da sagte die Frau, Jost habe gesagt, was er da bei tun soll, ihm sei doch seine Einrede und der Tag vorbehalten, an dem die Zeugenaussagen gehört werden. Diese Antwort der Frau habe er, der Büttel, den Schöffen mitgeteilt. Darauf haben diese die Aussage noch nicht anhören wollen und haben ihn deshalb zusammen mit dem Vater des Peter Bartholomäus erneut zu der Frau geschickt, sie zu befragen. Die Frau habe wie beim ersten Mal Antwort gegeben, wie sie jetzt gehört wurde. Auf die Eröffnung der Aussage der Büttel ließ Clese Wirt mitteilen, dass deutlich daraus hervorgehe, dass der rechtliche Prozess der Verkündigung erfolgt sei. Er nehme ihre Aussage auch im Gericht an und lasse sie festhalten. Beantragt die diesbezüglichen Gerichtsgebühren festzulegen. Dagegen begehrt Jost Abschrift der Zeugenaussage. Darauf ist ein Urteilsantrag erfolgt. Darauf sagt Cles Wirt, er wolle die Tagsetzung nicht zugestehen, er sei auch nicht verpflichtet, das zu tun. Grund hierfür sei, wenn der Prozess betrachtet wird, stelle sich darin deutlich heraus, dass die Zeugenaussage am Mittwoch 30. Januar 1521 eröffnet worden ist und der Anwalt Henne Pauel darauf abgeschlossen hat. Auf diese Verhandlung, wobei die Gegenpartei Abschrift des ganzen Prozesses und Tagsetzung begehrt habe, habe er, Clese, das zugelassen, und ist ihm, Jost, einen Verhandlungstermin auf Montag 18. Februar 1521 anberaumt worden. An diesem Tag habe die Gegenpartei weder formgerecht noch glaubhaft vorgetragen, wie dies jetzt in der Aussage der Büttel deutlich gehört und eröffnet wurde, alles so dahinfließt und Clese Wirt und seine Partei mit unbegründeten und langwierigen Argumenten alles in die Länge ziehen. Wenn sich nun deutlich in der Zeugenaussage des Clese Wirt herausstellt, dass die Klage gemäß den Zeugenaussagen offenbar wahr sei, beantragt Clese Wirt, aus den vor- und jetzt genannten Gründen gerichtlich anzuerkennen, dass der Beklagte schuldig sei, die Angelegenheit heute abzuschließen oder es auf dem vorherigem Beschluss beruhen zu lassen.

Registereinträge

Abschrift   –   Bartholomäus, Henne   –   Bartholomäus, Peter   –   Buettel (Büttel) (Ingelheim)   –   Conversio Pauli   –   Frau (Frau)   –   Fruehmesser (Frühmesse)   –   Haus (Gebäude)   –   Invocavit   –   Mittwoch   –   Montag   –   Morgen (Tageszeit)   –   Oeffnungshandlungen (bei Gericht)   –   Pauel, Henne   –   Sahene   –   Scherer, Jost (Joist, Johannes)   –   Sohn (Söhne)   –   Thomas, Enders (Endres)   –   Wald (Wald)   –   Wirt, Clese   –