Haderbuch Groß-Winternheim 1490-1502 

Bl. 100

31.03.1496  / Donnerstag nach Jubilate

Transkription

als ein alt frawe der ʃelb(en) clag von dieln ʃich zuu(er)antwort(en) vnd mit
Jre(m) eins handt geʃeʃʃe(n) hab vnd find ʃich in Ire(r) antwort das Jo-
hannes diel ʃchult vff Jrem huʃʃwirt kaufft dar gegen er jr wert
geben hett der x gld halb(en) das wer auch ʃchult / nű getrűt
ʃin p(ar)thÿ der ʃelb(en) frawe(n) kind ʃo ʃie in die ʃelb(en) vor gegang(en) hendel
als liplich kind / mit geholl(e)n oder v(er)williget hett(en) ʃo moͤcht jr mutt(er)
jne kein beʃwernuͤs mit Jr eins handt vff ʃie als liplich kind
breng(en) ʃie vnd jr nachkoͤmling ewiglich zubeʃwer(e)n darumb
ʃo geben ʃin p(ar)thy der frawe(n) bekentnus kein krafft ʃo es in vn
wiʃʃe(n) vnd vn byʃin jre(r) kind(er) beʃcheen(n) were / vnd des mee es
hett jme recht(en) vff jme das ein iglich(er) der gult vff ey(n) vff
erbteyl han woͤll das ein ewig gult heyʃʃen ʃoͤll er billich dar voͤr
vnderpfand hab(e)n des an dem end nit wer jm and(e)rn wer
es aber vnmůglich vnd ʃol jm recht(en) auch nit fůnd(en) werd(en)
das man(n) gult vß ʃchult mach(e)n moͤge es wer dan(n) ʃach das
beyd huʃwirt vnd huʃfr(au) ʃin(er) p(ar)thÿen vatt(er) vnd mütt(er) ʃolichs
vor gericht bekrefftiget vnd zugelaiʃʃe(n) hett(en) dwil des nit wer
ʃo höfft er in recht erkent werd(en) ʃöl das Iohannes diel nit by-
bracht hett das er ein richtig gult vff ʃyn(er) parthy vatt(er) vnd
mutt(er) lut ʃin(er) heyʃchung hett vnd ʃtaltz zurecht / Daruff hart-
muts peter v(er)dingt ʃich als recht iʃt johannes dieln ʃin wort
zutun • redt nach v(er)hörung clag antwort vnd alles handels
inhalts buchs darvnder der widert(eil) meld(en) ließ durch Stůd(en) die
fraw ʃoͤl johannes dieln vß forcht erkant das woͤll er getruen(n)
es ʃol vom wid(er)t(eil) bybracht w(er)d(en) das die fraw vß forcht getan
hett / vnd als die fraw erkant hett vnd vrt(eil) darvber gang(en)
were woͤll er getruen der widert(eil) ʃoͤll ʃin(er) p(ar)thyen ʃin heyʃchu(n)g
laiʃʃe(n) gen od(er) die gult geben lut des buchs vnd hofft damit
wolbybracht heb vnd ʃtaltz zurecht Steud von weg(en) cleʃg(in)
webers vnd ʃteffans heng(in) redt wo jme der wid(er)t(eil) nachgeredt
anders dan(n) er geʃt(eht) er nit vnd wie erß vor v(er)antwort hett
das es ʃchult wer doby Ließ erß noch hartmuts pe(er) von weg(en)
Johannes dieln redt wie vor vnd des mee wer es die fraw nit
Ad ʃocios f(a)c(t)u(m) ʃchuldig geweʃt ʃo hett ʃie es nit erkaͤnt Ambo zu recht geʃtalt

Übertragung

als eine alte Frau, wie sie sich auf die Klage von Diel hätte verantworten können. Und sie habe mit ihrer einen Hand gesessen. Und es findet sich in ihrer Antwort, dass Johannes Diel Schulden von ihrem Ehemann gekauft habe, dagegen hat er ihr einen Gegenwert gegeben von 10 Gulden, das waren auch Schulden. Nun vertraue seine Partei, die Kinder der genannten Frau, darauf, da sie in dem vorausgegangenen Handel als leibliche Kinder nicht geholfen oder dem zugestimmt haben, so könne ihrer Mutter keine Beschwerung mit ihrer einen Hand auf sie als leibliche Kinder bringen und sie und ihre Nachkommen ewig beschweren. Darum gebe seine Partei dem Eingeständnis der Frau keine Kraft, da es in Unwissenheit und ohne die Anwesenheit ihrer Kinder geschehen sei. Und das gilt umso mehr, da es Recht ist, dass ein jeder, der Gülte auf jemanden und auf den Erbteil haben wolle, die eine ewige Gülte genannt werde, der soll billiger Weise dafür Pfänder stellen. Das sei aber nicht geschehen. Zum anderen wäre es unmöglich und soll auch nicht als Recht gelten, dass man eine Gülte aus Schulden machen könne. Es sei denn, dass beide, Ehemann und Ehefrau, das heißt Vater und Mutter seiner Partei, dies vor Gericht bekräftigt und zugelassen hätten. Weil das aber nicht so sei, so hoffe er, das Gericht solle erkennen, das Johannes Diel nicht den Beweis erbracht habe, dass er eine richtige Gülte auf Vater und Mutter seiner Partei hat gemäß seiner Klage. Das legt er dem Gericht vor. Darauf hat sich Peter Hartmut verpflichtet, für Johannes Diel vor Gericht zu reden und sagt: Nach Hören der Klage, der Antwort und des gesamten Handels gemäß dem Inhalt des Buches und dass die Gegenseite durch Stude behaupte, die Frau solle Johannes Diel das aus Furcht anerkannt haben; da vertraue er darauf, die Gegenseite solle den Beweis erbringen müssen, dass die Frau dies aus Furcht getan hätte. Und da die Frau die Verpflichtung anerkannt hatte und das Urteil darüber ergangen sei, so vertraue er darauf, die Gegenseite solle seiner Partei die Heischung zulassen oder die Gülte geben gemäß dem Buch. Und er hofft damit, er solle den Beweis erbracht haben. Das legt er dem Gericht vor. Stude für Clesgin Weber und Hengin Steffan sagt: Die Gegenseite verdrehe seine Worte, denn er gestehe das nicht. Und wie er zuvor geantwortet habe, dass es Schuld sei, dabei ließe er es. Peter Hartmut für Johannes Diel sagt wie zuvor und weiter, wäre die Frau es nicht schuldig gewesen, so hätte sie es nicht anerkannt. Beide dem Gericht vorgelegt. An das Vollgericht gegeben.

Registereinträge

Diel, Johannes (Johan)   –   Erbteil   –   Ewiggülte   –   Frau (Frau)   –   Furcht   –   Guelt (Gült)   –   Hand (Hände)   –   Hartmud, Peter   –   Hausfrau   –   Hauswirt   –   Kind (Kinder)   –   Leib (Körper)   –   Mutter (Mütter)   –   Nachfahre   –   Nachrede   –   Steffan, Hengin   –   Stude (Name)   –   Urteil   –   Vater   –   Vollgericht   –   vorlesen (verlesen)   –   Weber, Clesgin   –