Haderbuch Groß-Winternheim 1490-1502 

Bl. 081v

21.05.1495  / Donnerstag nach Pankratius bzw. Cantate

Transkription

Jtem ocul(us) hans fruoffs hans vnd peterhain haben jr kuntʃchafft
Wernh(er)s cleʃe(n) nach dem ʃie wernhers cles als vor zugen geʃchuldiget hatt
kuntʃchafft wie recht iʃt gegebe(n) vnd iʃt ey(n) iglichen beʃonder ee vnd zuuor
ʃin ʃag zuʃampt ʃin(er) vorgetan(n) geloͤbd vnd eyde[a]
die drij artickel der v(er)dampnuß vorgehalt(en) / das ein
falʃcher gezug gottes des almechtig(en) ʃins ʃchepffers v(er)leuckent
vnd dem er ʃolich ʃin valʃch gezugnuß ʃynem nehʃt(en) wider den
er kuntʃchafft gibt das ʃin abʃagt vnd dar durch den Richt(er)
betrug das er ein vnrecht vrteyl wyʃt Darnach ein yd(er)
kuntʃchafft ʃag vff die artickel der ʃchuldigung ʃo man(n) jme vorgeleʃen hatt
v(er)hort iʃt auch ʃin ʃag eygentlich vff gezeychent

Jtem Oculus Hans redt er wuʃt nit anders dan(n) das ʃie recht
geʃwuʃtert ʃyen vnd elich vatt(er) vnd mütt(er) gehabt haben vnd
in der ee geʃeʃʃen byeinander / vnd ob die drw̋ geʃwuʃtertt nach
abgang der eltern von eynander geʃtockt vnd geʃteint hett(en)
wuʃt er nit

Jtem peter hain Hait geʃagt Jme gedecht das die geʃwuʃtert
alle vngeporn geweʃt wern vnd Jr mutt(er) hab gedient Hans
flachen ytzt des ʃchult(heiß) anfrawen vnd jr vatt(er) hab gedient
Rudwin von ʃtromb(er)g / der zitt habe(n) ʃie ʃich zur ee genomen vnd
ʃyen zu huß byeinander geʃeʃʃen als from elich lut ein gut
zitt vnd ʃij jme nit anders wiʃʃen dan(n) das ʃie frome
elich lut syen geweʃt vnd wuʃt nit anders dan(n) das die
geʃwuʃtert recht erben vnd(er)ein ander ʃyen ob ʃie ab(er) vonn
eyn and(er) geʃtockt vnd geʃteint hett(en) wer jme nit wiʃʃe(n)

Jtem fruoffs hans hait geʃagt er ʃij ein Jar od(er) xl zu winternh(eim)
geweʃt vnd der geʃwuʃtert vatt(er) vnd mutt(er) wernh(er) vnd
margret ʃin huʃf(rau) ʃin nachburn vnd gevattern geweʃt vnd
wuʃt nit anders dan(n) das die drij geʃwuʃtert jr liplich
elich kinder geweʃt ʃyen wie ʃieß mit den gutern gemacht
ob ʃie die geteyltt Hett(en) oder nit ʃij jme nit wißlich

Nach ʃolichen der gezug(en) ʃag iʃt den p(ar)tyen tag geʃtalt an
das nehʃt ger(icht) die ʃag zu oͤffen dar wider zu red(en) vnd zu
beʃcheen was recht ʃin wurde

[a] Wegen der Einfügung eines Satzteils vom linken Seitenrand konnte an dieser Stelle nicht zeilengetreu transkribiert werden.

Übertragung

Hans Oculus, Hans Fruhoff und Peter Han haben ihre Zeugenaussagen vor Gericht gemacht, nachdem sie Cles Werner als Zeugen beschuldigt hat. Und es ist einem jeden von ihnen zuvor und einzeln die Rede gehalten worden wegen der Gelübde und Eide und es sind ihnen die drei Artikel wegen der Verdammung vorgehalten worden: Dass ein falscher Zeuge Gott den Allmächtigen, seinen Schöpfer, verleugne; dass ein solches, falsches Zeugnis dem Nächsten gegen den er die Zeugenaussage macht, das Seine versage; und dass er den Richter betrüge, so dass er ein unrechtes Urteil weise. Danach wurde ein jeder auf die Artikel der Beschuldigung gefragt, die man ihm vorgelesen hat und seine Aussage aufgezeichnet:

Hans Oculus sagt: Er wüsste nichts anders, als dass sie rechte Geschwister seien und einen gemeinsamen Vater und eine gemeinsame Mutter hatten, die als Eheleute miteinander gelebt hätten. Und ob die drei Geschwister nach dem Tod der Eltern den Besitz abgeteilt hätten, das wüsste er nicht.

Peter Han hat gesagt: Er denke, bevor die Geschwister geboren wurden, habe ihre Mutter der Vorfahrin von Hans Flach, unserem Schultheißen, gedient. Und ihr Vater habe Rudwin von Stromberg gedient. In der Zeit haben sie geheiratet und hätten zusammengelebt als fromme Eheleute eine lange Zeit. Und er wisse nichts anders, als dass sie fromme Eheleute gewesen sein. Und er wisse nichts anders, als dass die Geschwister rechte Erben miteinander sind. Ob sie aber miteinander den Besitz abgeteilt hätten, das wisse er nicht.

Hans Fruhoff hat gesagt: Er sei ein Jahr oder 40 zu Winternheim gewesen. Und Vater und Mutter der Geschwister, Wernher und Margret, seine Ehefrau, seien Nachbarn und Gevattern gewesen. Und er wüsste nichts anders, als dass die drei Geschwister leibliche und eheliche Kinder waren. Wie sie es mit den Gütern gemacht hätten, ob sie die geteilt hätten oder nicht, das wisse er nicht.

Nach diesen Zeugenaussagen ist den Parteien ein Termin gesetzt worden am nächsten Gerichtstag, die Aussagen zu öffnen und dazu zu reden und zu sehen, was Recht sein wird.

Registereinträge

absteinen   –   Ahnfrau   –   Artikel   –   Ehe (ehelich)   –   Eheleute   –   Eidesleistung   –   Erbe (Erben)   –   Flach, Hans   –   fromm   –   Fruhoff, Hans   –   Geschwister   –   Gevatter   –   Gott   –   Han, Peter   –   Haus (Gebäude)   –   Hausfrau   –   Kind (Kinder)   –   Luege (Lüge)   –   Mutter (Mütter)   –   Nachbar   –   Oculus, Hans   –   Oeffnungshandlungen (bei Gericht)   –   Richter (richterlich)   –   stocken und steinen   –   Stromberg, Rudwin von   –   Urteil   –   Vater   –   Werner, Clese   –   Winternheim (Ort)   –   zeugnis   –