Ober-Ingelheimer Haderbuch 1476-1484 

Bl. 072v

30.05.1478  / Samstag nach Urbanus

Transkription

ey(n) man(n) ʃin teʃtament gemacht(en) habe mit funff ß vnd
ij hlr off ij morgen ackers ym(m) dorckheim vnd eym(e)
fertel wingarts das gebe heincze ʃnid(er) nű furt(er) // alʃo
habe erßs die zijt geleʃen Do ʃagt er / den acker hab(e)n
ʃie nit vnd beduncke yne unbilche ʃin daß ʃie yrem
ʃele buch nit nachgeh(e)n vnd do ʃie yren anher(e)n hort(en)
leʃen do hab(e)n ʃie den verʃeß(e)n off die zijt ußgeracht(en)
vnd furt(er) widd(er) die kirchen geʃworn geʃagt ʃie wollen
keyne(n) zinßs mehe geb(e)n / ʃie gehen dan(n) yrem ʃele buch
nach was yne dan(n) gebure / das wollen ʃie thűn / ʃijt h(er)re
hab(e)n ʃie deʃhalp nye keyne(n) zinßs an yne gefurd(er)t den er
wiße / biß off yeczűnt vnd meynt ʃie hetten den zinßs
bilche fűre an yne gefűrdert // nű habe er das buche aber be-
gert zu leʃen / ʃihe geʃcheen do habe ʃin brud(er) bij ge-
ʃtand(e)n der konne auch ʃchriben vnd leʃen / der ʃagt
h(er)re eß ʃtett doch auch eyner yn(ne) dem buch der heißet
wencze breder vnd geben ʃament hafft Do ʃagt der
paʃtore der ʃelbe ʃij Radert vnd uß gethan / antwort ʃin
bruder eß iʃt nit radert(en) / dwile nű yre altern eyne(n) mit
geʃellen hab(e)n gehabt ʃo lege er eyne(n) gld an golde
dar vor allem ʃchad(e)n vnd yne gebott(en) nach geburniße
an iiɉ ß ʃin anczale vnd hofft yne wider nit ʃchuldig
zu ʃin vnd hofft das ʃele buch ʃoll alhie gehort(en) w(er)d(e)n
off daß nyema(n)t unrecht geʃchee vnd wan(n) das v(er)hort(en)
wirt alʃdan(n) geʃchee furt(er) was recht iʃt vnd hofft
Ee vnd zuuor eynche ortel gehe / ma(n) ʃoll das ʃele bűch
horen vnd ʃtilt do mit eýn vnd ander zu recht hen(ne) hait
verbot daß der ʃcholteß erkant(en) daß er die gulte gegeb(e)n
vnd furmals den verʃeße ußgeracht(en) habe / dwile eß dan(n)
eyn unv(er)theilt gűlte iʃt ʃo hoffe er / daß der ʃcholtes dieʃe(n)
verʃeße auch ußriechten ʃoll vnd hait eß auch zu recht
geʃtalt(en) das iʃt gelengt ad ʃocios das haint ʃie beide
verbot furt(er) hait clas knybßs erkandt was dem ʃcholteß(e)n
erkant vnd hertheilt(en) werde / dem woll er auch nach

Übertragung

ein Mann sein Testament gemacht habe mit 5 Schilling 2 Heller auf 2 Morgen Acker im Dorckheim und einen Viertel Weinberg. Das gebe Heinze Schneider nun weiter, so habe er es zu der Zeit gelesen. Da sagte er, den Acker haben sie nicht. Und es scheine ihm unbillig, dass sie ihrem Seelbuch nicht nachgehen. Und als sie ihren Ahnherrn hörten, da haben sie den damals ausstehenden Zins gezahlt und gegenüber den Kirchengeschworenen gesagt, sie wollen keinen Zins mehr geben, sie gingen denn ihrem Seelbuch nach. Was ihnen dann gebühre, das wollten sie tun. Seither haben sie deshalb nie einen Zins von ihnen gefordert, von dem er bis heute weiß, und er meint, sie hätten den Zins billig bisher von ihm gefordert. Nun habe er erneut gefordert das Buch zu lesen. Das sei geschehen. Da habe sein Bruder dabeigestanden. Der könne auch schreiben und lesen. Der sagte: »Hier, es steht doch noch einer in dem Buch, der heißt Wentz Breder und sie geben es gemeinsam.« Da sagte der Pastor, das sei radiert und herausgestrichen. Da antwortete sein Bruder: »Es ist nicht radiert.« Weil nun ihre Eltern einen Mitgesellen hatten, so lege er einen Goldgulden für allen Schaden. Er sei verpflichtet zu 2½ Schilling als seinen Anteil, und er hofft, nichts weiter schuldig zu sein. Und er hofft, das Seelbuch soll hier gehört werden, damit niemand Unrecht geschehe. Und wenn es verhört wird, dann geschehe es weiter, wie es rechtmäßig ist. Und er hofft, man werde das Seelbuch hören, bevor ein Urteil ergehe und legt dies dem Gericht vor. Henne hat festhalten lassen, dass der Schultheiß anerkannt hat, dass er die Gülte gegeben und einst den Rückstand ausgerichtet habe. Weil es eine unzerteilte Gülte ist, so hoffe er, dass der Schultheiß diesen Rückstand auch ausrichten soll und hat es auch dem Gericht vorgelegt. Das ist verschoben worden bis zum Zusammentreten des Vollgerichts. Dem haben sie beide zugestimmt. Weiter hat Clas Knybiß anerkannt, was dem Schultheißen zuerkannt und als Urteil gesprochen werde, dem wolle er auch nachkommen.

Registereinträge

Acker (Feld)   –   Ahnherr   –   Dorckheim   –   Eltern   –   Gesellschaft (Gemeinschaft)   –   Goldgulden   –   Kirchengeschworene   –   Knybiß, Clas   –   lesen (Texte)   –   Mann (Männer)   –   Morgen (Maß)   –   Pastor   –   radieren (Rasur)   –   Schacke, Henne   –   Schneider, Heinze   –   Schrift (schreiben)   –   Seelbuch   –   Testament   –   Urteil   –   Viertel   –   Vollgericht   –   vorlesen (verlesen)   –   Wingert (Weingarten)   –