Wackernheimer Haderbuch 1472-1501 

Bl. 079v

18.11.1495  / Mittwoch nach Martini

Transkription

ʃie wer ein milchdupin vnd woͤll es dar zu
breng(en) ʃie muʃt an ey(m) ʃteck(en) gebrent werd(en) od(er) er woͤll
in diʃem dorff kein ner ʃýn wan(n) erß nit dar zu
brecht

Jtem Beckers cles ʃagt er wer vngeu(er)lich vß des wirts-
huß gang(en) vnd hab geʃtand(en) in ʃym hoff do ʃij der pferh(er)
her Johan bytzel hervß gang(en) vnd Bart(en) geʃchult(en) vnd
boͤckt ʃich zur erd(en) das er woͤlt wen er hub ein ʃtein
vff do hub er ʃin holtzʃchuch vff / do ʃagt er Beckers
cles zu her Johan nit alʃo jr ʃolt uw(er) buch(er) wart(en)
vnd ʃoͤll die jre(n) red(en) nach mit fried(en) Laʃʃe(n) / do bart
her ich Han uch nit geflucht oder auch geʃchult(en) / do nem
er beckers cles her Johan vnd furt jne jnn ʃin huß
vnd vort(er) heb er cles der wort keinß dar vff er von
Barbeln geʃchuldiget wer gehort wit(er) dan(n) er ytzt
geʃagt hett

Jtem Schuß heinrich ʃagt er wer ein ʃchutz die zitt ge-
weʃt vnd ein weg herkome(n) do heb er gehort das
Barth ʃaͤgt zuͦ Barbeln(n) er ʃin fraw vnd ʃin kunde
od(er) kein frome frawe kunt(en) nit vor jr vff der gaʃʃe(n)
gen ʃie woͤll die alle vb(er)geb(e)n vnd jme gedecht woll
das ʃie nu(m)me hie wer vnd ʃie wer ein milchdupin
vnd er woͤlt erleben ʃie ʃoͤlt gebrant we(r)d(en) an ey(m)
ʃteck(en)

Jtem Rawͦe Hat geʃagt her johan Bytzel der pferh(er) heb
eins morgens als er in kyrch(en) woͤll gen meß Leʃe(n)
zu jme geʃagt er ʃoͤlt nit jnß felt gen er hettet
was mit jme als eym ʃchult(heiß) zu red(en) vnd mit dem
Burg(er)meiʃt(er) / alʃo do die meʃʃe geʃchee(n) wer hett der pferh(er)

Übertragung

sie sei eine Milchdiebin und er wolle es dazu bringen, sie müsste an einem Stecken gebrannt werden oder er wolle in diesem Dorf ein Niemand sein, wenn er es nicht dazu brächte.

Clese Becker sagt, er sei arglos aus dem Wirtshaus gegangen und habe in seinem Hof gestanden. Da sei der Pfarrer Herr Johan Bitzel herausgegangen und habe Bart gescholten und bückt sich gen Erde, als ob er einen Stein aufhebe. Er hob seinen Holzschuh auf. Da sagt er, Clese Becker, zu Herrn Johan: »Nicht so, ihr sollt eure Bücher anschauen und die Euren friedlich reden lassen.« Da sagt Bart: »Herr, ich habe gegen euch weder geflucht noch gescholten.« Da nahm er, Cles Becker, Herrn Johan und führte ihn in sein Haus. Er, Cles, habe kein Wort, wofür er von Barbel beschuldigt wäre, gehört, mehr, als er sie jetzt gesagt hätte.

Heinrich Schaus sagt, er sei seinerzeit ein Schütze gewesen und den Weg hergekommen. Da habe er gehört, das Barth zu Barbel sagte, er, seine Frau und sein Zeuge, keine fromme Frau könnte vor ihr auf der Gasse gehen, sie würde sie alle beschimpfen. Er stelle sich wohl vor, dass sie nicht mehr hier wäre. Sie sei eine Michdiebin und er wollte erleben, dass sie an einem Stecken verbrannt wird.

Ruhe hat gesagt, Herr Johan Bitzel, der Pfarrer, habe eines Morgens, als er in die Kirche gehen wollte, um Messe zu lesen, zu ihm gesagt, er sollte nicht ins Feld gehen, er habe als Schultheiß etwas mit ihm zu reden. Mit dem Bürgermeister, als die Messe vorbei war, hätte der Pfarrer

Registereinträge

Barbel (Name)   –   Bart, N. N.   –   Becker, Clese   –   Bitzel, Johan (Johannes, Jo)   –   Buch (Bücher)   –   Buergermeister (Ingelheimer Grund)   –   Erde   –   Feld (Acker)   –   Frau (Frau)   –   fromm   –   Gasse (Straße)   –   Haus (Gebäude)   –   Hexenverbrennung   –   Hof (Hofgut)   –   Holzschuh   –   Messe (Gottesdienst)   –   Milchdiebin   –   Morgen (Tageszeit)   –   Pfarrer (Ingelheimer Grund)   –   Ruhe (Name)   –   Schaus, Heinrich   –   Scheltwörter   –   Schimpfwörter   –   Schuetze (Schütze) (Amt)   –   Stein (Steine)   –   vorlesen (verlesen)   –   Wackernheim (Ort)   –   Weg (Wege)   –   Wirtshaus (Wirtshäuser)   –