Wackernheimer Haderbuch 1472-1501 

Bl. 056

23.01.1493  / Mittwoch nach Sebastianus

Transkription

nit mit vnwiʃʃe(n) erfund(en) werd(en) gegen dem ghen der antw(or)t
geben ʃoll / Auch ʃij der knabe nit von jar(e)n geweʃt das er
hab kund(en) ʃagen wie ʃin vatt(er) hin weg ʃij auch ʃij er nit
von Hern gewalt oder libs noͤt(en) vnd ob es funden wurde
das Schonwet(er) ʃin tag verhut hett woͤlll er dar zuͤ redd(en) wes
jme not wer Stude von weg(en) ʃchonweters redt man(n)
hore wie die frawe redd(en) Laʃʃe / Schonwet(er) ʃolt ʃich geʃumpt
han vff ein geʃtempt gerichts tag der geʃatzt ʃÿ an das nehʃt gericht
geʃtee jme Schonwet(er) nit dan(n) ʃoͤl er ein geʃtempt(en) tag
han gehabt an dz nehʃt gericht ʃo ʃolt man(n) den zu xiiij tag(en)
offgeʃlagen Han etc ʃo ʃij hie die ordenu(n)g wan(n) man(n) ein tag
ʃetzt an dz nehʃt gericht wiʃʃe nyemant / dar vmb ʃol ʃich
auch nyement v(er)ʃumen vnd hofft Schonwet(er) dwil ʃin frawe
vnd der Sone den tag vor jne v(er)ʃtanden Haben vnd er ʃelbs als
balde zuͦ geg(en) erʃchyn ʃij do dz gericht ytzo vffgeʃtaͤnde(n) was Rudig(er)
von weg(en) der frawe(n) redt man hore wie der cleg(er) vorwende
der tag ʃij nit ein nemlich(er) geʃatzt(er) tag geweʃt etc darumb ʃolt ʃich
ʃchonwet(er) nit geʃumpt han / dar zu heyʃʃe jne die frawe ʃag(en)
Der Richter Hie hab jne beyden tag geʃtalt ad p(ro)x(imu)m judiciu(m) vnd
ʃchonwet(er) Hab deshalb(en) ein wiʃʃen gehabt den tag zuu(er)huͤt(en) vnd
dwil er nit auch ʃin tag v(er)hut hab ʃo er cleg(er) ʃÿ hofft die frawe
gelengt von jme entbrochen zu ʃin / Jʃt dz vrt(eil) zu vb(er)kome(n) gelengt an
dz nehʃt gericht

Ant(is) wolff Jtem Ant(is) wolff vnʃer Schult(heiß) hat beʃchuldigt den Jungen karʃten
der Jung karʃt wie dz emerich zu wackernheim in ʃin huß komen ʃÿen ʃie
mit wort(en) zu ʃame(n) kome(n) / hab der Jung karʃt ein degen vber
Emerichen gezogt / deßhalb(en) ʃij er jme v(er)fall(en) vor ein freuel
das er jme den nit geb od(er) erkenn noc(et) dar zu j gld vnd
hat jme geheiʃʃen ein Ja od(er) neyn / Darvff antw(or)t der Jung
karʃt neyn er wer ʃin vnʃchuldig Jʃt jme ʃin vnʃchult geʃtalt
zu xiiij et vlt(ra) ut mor(is)

Ant(is) wolff Jtem ant(is) wolff vnʃe(r) ʃchult(heiß) hat geʃchuldiget Emerichen das
Emerich er jme nit ʃag ʃin wiʃʃen wie er vnd der Jung karʃt
zuͦ ʃamen ʃyen komen noc(et) ij gld / Jtem Emerich hat
bekannt das der Jung karʃt ein degen vber Jne gezogen Habe
das ant(is) wolff angenome(n) vnd den freuel von Emerichen
auch begert Antw(or)t Emerich er woͤll mit ʃym Lieb Leben
dz v(er)bot ant(is) wolff

Übertragung

mit Nichtwissen bemerkt werden gegen denjenigen, der Klageerwiderung geben soll. Auch habe der Knabe nicht das Alter gehabt, dass er bezeuge könne, warum sein Vater weg ist. Auch sei er nicht wegen Herrengewalt oder Leibesnot weggeblieben. Wenn festgestellt würde, dass Schonwetter seinen Verhandlungstermin gewahrt hat, will er dazu das Notwendige sagen. Stude sagt für Schonwetter, man höre, wie die Frau reden lässt, Schonwetter solle sich gesäumt haben auf einem bestimmten Termin, der gesetzt sei am nächsten Gerichtstag. Gestehe ihm Schönwetter nicht, dann solle er einen bestimmten Termin gehabt haben am nächsten Gerichtsttags, so sollte man den zu 14 Tagen verschoben haben usw. So sei die Ordnung, wenn man einen Termin an den nächsten Gerichtstag setzt, und keiner wisse davon, soll sich auch niemand versäumen. Schönwetter hofft, dass seine Frau und der Sohn den Tag für ihn wahrgenommen haben und er selbst jetzt erschienen sei, da das Gericht zusammengetreten ist. Rudiger redet für die Frau, man höre, wie der Kläger vorgibt, der Termin sei ein bestimmter gesetzter Termin gewesen usw. darum sollte sich Schönwetter nicht gesäumt haben. Dazu heische ihn die Frau sagen, das hiesige Gericht hier habe ihnen beiden Termin gesetzt am nächsten Gerichtstag. Schonwetter habe deshalb gewusst, den Termin zu wahren. Weil er seinen Tag auch nicht gewahrt habe, da er Kläger sei, hofft die Frau von ihm freigesprochen zu sein. Ist das Urteil überkommen. Verschoben auf den nächsten Gerichtstag.

Anthis Wolff, unser Schultheiß, hat den jungen Karst beschuldigt, Emerich von Wackernheim sei in sein Haus gekommen. Sie sind mit Worten zusammengekommen. Der junge Karst habe eine Degen gegen Emerich gezogen. Deshalb sei er ihm für einen Frevel verfallen. Dass er ihm den nicht gibt oder zuerkennt, schade ihm dazu 1 Gulden und fordert von ihm ein Ja oder ein Nein. Darauf antwortet der junge Karst: Nein, er wäre unschuldig. Seine Unschuld wurde für 14 Tage festgesetzt und weiter, wie es Gewohnheit ist.

Anthis Wolff, unser Schultheiß, beschuldigt Emerich, dass er ihm nicht seine Kenntnis davon mitteile, wie er und der junge [Henne] Karst zusammengekommen seien, das schade 2 Gulden. Emerich hat zugestanden, dass der junge Karst einen Degen gegen ihn gezogen hat. Das hat Anthis Wolff angenommen und den Frevel auch von Emerich gefordert. Emerich antwortet, er wolle mit seinem Leib leben. Das hält Anthis Wolff bei Gericht fest.

Registereinträge

Degen   –   Frau (Frau)   –   Frevel (frevelich)   –   Gericht (Wackernheim)   –   Gerichtsordnung   –   Haus (Gebäude)   –   Herrengewalt   –   Karst, Henne   –   Knabe   –   Krankheit (krank)   –   Leib (Körper)   –   minderjährig   –   mos (moris)   –   Ruediger (Rudiger) (Name)   –   Saeumnis (Säumnis)   –   Scheltwörter   –   Schonwetter, N. N.   –   Sohn (Söhne)   –   Tag wahren (verhüten)   –   Unschuld (unschuldig)   –   Urteil   –   Wackernheim, Emerich von   –   Wolff, Anthis   –