Wackernheimer Haderbuch 1472-1501 

Bl. 004v

04.11.1472  / Mittwoch nach Allerheiligen

Transkription

gerichtes briff off Remßen conczen geratwols concze(n) ke(m)merhen(n)
zu heiʃeʃheim / dieczen erhardt von Ramb(er)g / Johan boeßen
vnd emerich(e)n von engelʃtadt vnʃ(er)m ʃcholteß(e)n ʃoliche
vnd(er)phande ýne gelegen haint vor eyn phondt geldes vnd
hait das verbot

Jtem emerich von engelʃtadt vnʃer ʃcholtes hait zu geʃproch(e)n
peder Rűhen wűʃten hen(ne) vnd ʃiegels henne(n) / wie daß ʃie do
der ʃcholtes bij vnd mit geweʃt ʃint vnd yne gehalten hab(e)n / Daß concze
ʃcheffer ýne geʃlagen habe // vnd ʃagen nit wie eß zu gange(n)
ped(er) ruͤhe ʃihe das ʃchade yme von yre iglichem xx gld vnd heiʃt
wűʃtenhen(ne) yne des eyn Ja ader ney(n) obe do bij geweʃt ʃihen oder nit //
ʃiegels hen(ne) Dar off ʃagen wűʃtenhen(ne) vnd ʃiegels henne / wie daß ʃie
do bij geweʃt ʃihen daß Concze Joncker emerich(e)n gelt ge-
heiʃch(e)n habe / Do ʃpreche Joncker emerich er hette yeczűnt
kein gelt vnd badt Conczen daß er yme xx gld lihen
wolde / bij den worten habe eß concze nit gelaißen / vnd habe
Joncker emerichen mit worten faʃt geʃúcht // Daß Joncker
emerich zornig wart vnd ʃagt eß were güt recht / vnd
daß er heyme ginge / ader er ʃluge yne mit eyme beingel
daß y̋ne das falbel an ginge vnd deth als wolt er zu yme
geh(e)n // aber er deth yme nuʃte vnd concze des ʃelb(e)n glichen
widder zu yme Do beʃtonden ʃie den Jonck(er)n vnd auch Concze(n)
zu halten Daß yre keýner dem and(er)n nűʃte endeth Do
ʃagt Joncker emerich aber / Daß er heyme ginge / er wolt
yme nűʃte thuͤne // vnd begerte yme auch nuʃte zu thűne
Do wolt eß concze aber nit do bij laiß(e)n mit ʃyne(n) worten
alʃo daß ʃie aber zu haűff dronge(n) Do qwame peder rűhe
auch zű / vnd ʃagent nű alle dryhe daß ʃie Joncker emerich(e)n
baden vnd hielden yne // Do ʃpreche jonck(er) emerich heißet
yne doch / noch enweg gehen / ich wijl yme nűʃte thűne Alʃo
qwame(n) ʃie widder zu ʃa(m)men vnd dronge(n) off eÿne // do rockt
Concze eyn biheln zu berge als wolt er den jonck(er)n ʃlagen
do ʃagt der joncker ʃleʃt du mých / die rydde ʃchűtt dich / do
ʃpreche peder Concze nit enʃlag // Sie ʃagen auch alle dryhe
daß Concze dem jonck(er)n den erʃten ʃtreich geb(e)n habe // Do
das geʃchach do erʃchracken ʃie / vnd hetten gerne geʃcheide(n)
Die ʃage hait emerich verbot vnd den drihen furt(er) zu ge-
ʃproch(e)n ʃie hab(e)n eyn ʃage gethan vnd beweren die nit als
recht iʃt das ʃchade ýme von ýre iglichem xx gld dar
off ʃagen ʃie alle drihe / was ʃie geʃagt hab(e)n das woll(e)n ʃie
auch bewere(n) wan(n) des noit ʃihe [a] Das hait emerich auch
verbot

1 h Jtem peder Rűhe alʃuo(n) der kyrchen wegen dut 1 h vor eyn
halb phondt wags off ʃcheffer henne et ʃup(ra) pingn(or)a

[a] Über der Zeile steht ein unleserliches Wort (»sie jns«?).

Übertragung

Gerichtsbriefs nach Klage erhoben gegen Contze Remß, Contze Geratwol, Henne Kemmer aus Heidesheim, Dietz Erhardt von Ramberg, Johan Boos und Emerich von Engelstadt, unseren Schultheißen, die Unterpfänder gestellt haben, wegen eines Pfundes Geld. Herr Heinrich hat das bei Gericht festgehalten.

Emerich von Engelstadt, unser Schultheiß, hat Peter Ruhe, Henne Wust und Henne Siegel beschuldigt, sie seien dabei gewesen und hätten sich dort aufgehalten, als Contze Schefer ihn geschlagen habe. Sie sagen nicht, wie es zugegangen sei, das schade ihm von jedem 20 Gulden. Er fordert sie auf, Ja oder Nein zu sagen, ob sie dabei gewesen sind oder nicht. Darauf sagen Henne Wust und Henne Siegel, sie seien dabei gewesen, als Contze Junker Emerich Geld abgefordert habe. Da habe Junker Emerich gesagt, er habe jetzt kein Geld, und bat Contze, ihm 20 Gulden zu leihen. Bei diesen Worten habe es Contze nicht belassen. Er habe Junker Emerich mit Worten herausgefordert, sodass Junker Emerich zornig wurde und sagte, es wäre gutes Recht, und dass er entweder heimginge oder ihn mit einem Beil schlüge, dass ihn die Fallsucht träfe und tat als wollte er auf ihn zugehen. Aber er tat ihm nichts, das Gleiche machte Contze. Da waren sie bestrebt, den Junker und Contze zu aufzuhalten, damit keiner dem anderen etwas antäte. Da sagte Junker Emerich aber, dass er heimginge, er wolle ihm nichts tun, und wollte ihm auch wirklich nichts tun. Dabei wollte es Contze aber nicht bei den Worten belassen, sodass sie wieder aufeinander eindrangen. Da kam Peter Ruhe auch dazu und nun sagen alle drei, dass sie Junker Emerich baten und ihn festhielten. Da sagte Junker Emerich. Sagt ihm doch, wegzugehen, ich will ihm nichts tun. Da kamen sie aber wieder zusammen und drangen aufeinander ein. Da zückte Contze ein Beil empor, als wollte er den Junker schlagen. Da sagte der Junker: »Schlägst du mich, soll dich das Zittern schütteln.« Da sagte Peter: »Contze, nicht schlagen!« Sie sagen auch alle drei, dass Contze dem Junker den ersten Streich verpasst habe. Da das geschah, erschraken sie und wären gern fortgegangen. Die Aussage hat Emerich bei Gericht festgehalten und die drei weiterhin beschuldigt, sie hätten eine Zeugenaussage gemacht und würden sie nicht gerichtlich beweisen, wie es Recht ist. Das schade ihm von jedem 20 Gulden. Darauf sagen alle drei, was sie ausgesagt hätten, wollten sie auch gerichtlich beweisen, wenn es notwendig sei. Das hat Emerich auch bei Gericht festgehalten.

Peter Ruhe erhebt für die Kirche eine 1. Heischung wegen eines halben Pfund Wachs gegen Henne Schefer und auf Pfänder.

Registereinträge

Beil   –   Boos von Waldeck, Johan   –   Engelstadt, Emerich von   –   Erhardt, Dietz   –   Fallsucht   –   Geratwol, Contze   –   Gerichtsbrief   –   Gonter, Heinrich   –   Heidesheim (Ort)   –   Kemmer, Henne   –   Ramberg (Ort)   –   Remß, Contze   –   Ruhe, Peter   –   Schefer, Contze (der)   –   Schefer, Henne   –   schlagen (Schlägerei)   –   Siegel, Henne   –   Wachs   –   Wust, Henne   –   Zorn (zornig)   –